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GRW Teltow

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1936 siedelte sich "Heinrich List Werke für Elektrotechnik und Mechanik" in Teltow an und produzierte Mess- und Prüfgeräte - mit Kriegsbeginn vor allem für die Luftwaffe. Diesem Zweck diente auch die Gründung der "Gesellschaft für Luftfahrtbedarf GmbH" im Jahre 1940 sowie der Bau der "Werke Dr. Hell". Dort wurden neben Ausrüstungen für die Marine auch Funk- und Ortungsgeräte hergestellt.
Nach Kriegsende erfolgte die Enteignung dieser drei Betriebe. Produziert wurde allerdings weiter, weil es seit 1946 außer der "Elektro-Feinbau GmbH Teltow" auch die "Askania Feinmechanik und Optik GmbH Teltow" gab - eine Tochter der Askania-Werke AG in Friedenau. Diese besaßen bereits Erfahrungen mit Regelungssystemen. Schon 1923 wurde ein hydraulischer Strahlrohrregler an einem Tunnelofen der AEG Hennigsdorf eingesetzt. Know how, das für Teltow die Richtung vorgab.
Am 1. Januar 1948 wurde aus der GmbH Volkseigentum. VEB Askania Teltow startete in die neue Zeit mit knapp 500 Beschäftigten. Die stellten bis 1961 beispielsweise Technik für die Seefahrt her: Maschinentelegrafen, Klinometer, Lotmaschinen und Kompasse. Nach einer erfolgreichen Klage der Askania AG vor dem Internationalen Gerichtshof erhielt der Betrieb 1954 den Namen "VEB Geräte- und Reglerwerke Teltow".
Zwei Jahre zuvor waren die Weichen für die Industrieautomatisierung gestellt worden. Dazu gehörten neben der Produktion von Mess- und Regelgeräten auch Projektierung, Montage und Inbetriebnahme von Anlagen. Die Regelungssysteme auf hydraulischer, pneumatischer und elektronischer Basis fanden bis 1991 Abnehmer unter anderem in Brasilien, Finnland, Syrien, Indien, Frankreich und Kamerun.
Aber GRW-Technik war ebenso auf dem Eisbrecher "Krassin" zu finden wie auch im Kernkraftwerk Nord Greifswald. Darüber hinaus gab's in der DDR elf Betriebsteile und Außenstellen - von Stralsund über Magdeburg und Treuenbrietzen bis Leipzig, Dresden und Pirna. Gesteuert wurden mit der GRW-Technik unter anderem alle Kraftwerke, Chemieanlagen und Ampelkreuzungen der Republik.
Mit dem Prozessleitsystem "audatec" kam 1984 die Mikroelektronik mit Mikroprozessoren in der Industrieautomatisierung zum Einsatz. Manche dieser Anlagen sind bis heute aktiv. So regelte eine audatec-Anlage noch bis vor kurzem die Luftzerlegung in der PCK Raffinerie GmbH in Schwedt. GRW entwickelte Halbleiter-Drucksensoren, die in Kooperation mit "Mikroelektronik Stahnsdorf" gefertigt wurden und in audapas-Betriebsmessgeräten Verwendung fanden.
Darüber hinaus hatte auch der Teltower Betrieb sein Scherflein zur DDR-Konsumgüterproduktion beizutragen. Er stellte den bekannten "Kontakt-Grill" her, der in modifizierter Form sogar im Westen Deutschlands unter dem Namen Siemens zu haben war.
Mit der politischen Wende wurde aus dem VEB GRW eine GmbH. Partner war die Siemens AG, mit der bereits langjährige Beziehungen bei der Automatisierung von Kernkraftwerken bestanden. Zum 1. April 1991 wurde der Anlagenbau mit 1200 Mitarbeitern an Siemens verkauft und mehr als ein Jahr später nach Berlin verlagert. Ein Großteil der GRW-Belegschaft verlor jedoch den Arbeitsplatz. Zwar gab es zahlreiche Ausgründungen, die sich aber oftmals nicht halten konnten: Dazu gehörten die Automatisierungstechnik und die GRW Druckmesstechnik Teltow GmbH, für die 1994 das Gesamtvollstreckungsverfahren eröffnet wurde. Die Konkursmasse der Druckmesstechnik wurde von Endress+Hauser aus Baden-Württemberg aufgekauft, wobei die Produktion der Halbleiter-Messumformer in Teltow verblieb. Damit lebt dieses Know how der Geräte- und Regler Werke bis heute fort.

Lange Zeit noch erinnerte ein Logo auf dem einstigen Verwaltungsgebäude an der Potsdamer Straße an die GRW. Ende 2002 wurde das Haus abgerissen. Heute sind auf dem Gelände verschiedene Firmen unterschiedlicher Branchen angesiedelt. "O2 Mobil" ist dabei.(nach Andreas Kaatz, Märkische Allgemeine)

 

 

 

GRW Leipzig

 

Ausgangspunkt war die Ansiedlung des VEB Intron Leipzig an der Holzhäuser Straße. 1964 wurde der Betriebsteil Leipzig des VEB Geräte- und Regler-Werkes Teltow (GRW) gegründet. Intron wurde kurz darauf in das Geräte- und Regler-Werk eingegliedert. Nach Neubauten in der Zeit von 1974 – 1977 enstanden auf dem GRW-Gelände dann nochmals Ende der achtziger Jahre entlang der Holzhäuser Straße weitere Gebäude. 1989 besaß GRW ca. 2.500 Beschäftigte. Weiter nutzte GRW zahlreiche Außenobjekte als Lagergelände, z. B. ehemalige Ladengeschäfte, den Gutshof in der Oberdorfstraße und eine ehemalige Brikettfabrik in Neukirchen. Davon ist nichts mehr geblieben. Auf dem Gelände des Geräte- und Regler-Werkes befindet sich heute eine Reihe kleinerer Firmen.

 

 

 

Die Geschichte des Buches der Einfahrerlieder

Soweit bekannt ist, entstanden die ersten Einfahrerlieder erst in der Mitte der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die meisten Lieder verwendeten eigängige Melodien. Geklaut haben da auch schon andere Klassiker.  Einem der Einfahrerlieder aus dieser Frühzeit  „Wir lassen heut´erschallen …“ liegt zum Beispiel musikalisch der “Marsch der K&K Kaiserjäger“ und dem „Einfahrer von Jene“ Goethes „König von Thule“ zu Grunde.  Viele Lieder entstanden regional auf Baustellen und haben damit irgendetwas mit den Shanties der Seefahrer gemein. Die meisten Lieder wurden später zum allgemeinen Einfahrerliedgut und  kaum einer macht sich dabei noch Gedanken über die Ursprünge.
Der Gedanke diese Lieder und andere oft gesungenen Volks- und Stimmungsliedern zu sammeln und zu vervielfältigen entstand schon sehr früh; denn die Einfahrer waren immer schon eine sangesfreudige Gemeinschaft. Die Kopien im DIN A4-Format wurden als Ormig-Abzüge schon lange vor 1980 im Einfahrergepäck mitgeführt. Die Lebensdauer dieser losen Blätter im dünnen Pappordner war bei  häufigem Gebrauch aber sehr begrenzt, so dass etwa in der Zeit nach 1984 der Gedanke an ein eigenes strapazierfähiges Buch der Einfahrerlieder aufkam.  Obwohl traditionelle Studentenlieder und ähnliches Liedgut in der DDR nur bedingt geduldet wurden, orientierten wir uns bei der äußeren Form des Buches kurioserweise an dem Kommersbuch von Friedrich Engels. Wir hatten bis dahin leibhaftig noch kein Kommersbuch gesehen, kannten aber eine Beschreibung des Schreibtisches von Engels, auf dem ein solches Buch gelegen haben soll. Es hatte Biernägel, damit es nach dem Umkippen eines vollen Bierglases keinen Schaden nahm, war in strapazierfähigen brauen Leder gebunden und besaß metallene Schutzecken damit man auch mal zum Takt der Lieder auf den Tisch hauen konnte.  So wichtig kann Geschichtsunterricht sein!
Das Buch der Einfahrerlieder wurde in den Jahren 1984/85 „produziert“. Es wurde auf einem Computer der Baureihe MC80.10 vom VEB Elektronik Gera geschrieben. Diese Computer war zu diesem Zeitpunkt Stand der Technik in der DDR. Er war nicht grafikfähig, hatte ein auf Europa-Platinen basierendes eigenes Mikrorechnersystem und wog satte 30 kg! Als wichtigen Aspekt für die Erstellung unseres Liederbuches besaß er eine Schnittstelle, die die Ausgabe von Daten und Dateien an einen Lochbandstanzer ermöglichte.  Solche Papierlochstreifen wurden noch bis in die 80er Jahre als Speichermedium verwendet. Die Datendichte betrug 10 Byte/Zoll  und es musste deshalb auch eine Menge Papier produziert werden. Änderungen auf dem Lochstreifen konnten nur vorgenommen werden, indem man  einen neuen Lochstreifen erstellte oder die fehlerhafte Stelle überklebte und per Handlochung korrigierte. Oft rissen die Papierstreifen auch beim Einzug und dann konnte auch wieder nur geklebt werden. Im damaligen Geräteprüffeld gab es einen Fernschreiber, der diese Dateninformationen vom Lochstreifen verarbeitete. Eines der Schlüsselprobleme war die Beschaffung eines dünnen und reißfesten Papieres, das auf dem Fernschreiber lief und den angestrebten Taschenbuchcharakter des Liederbuches unterstützte. Dabei kamen uns die Beschaffungserfahrungen in jener Zeit (Ware gegen Ware) zu Gute. Der leider schon verstorbene Gruppenleiter Horst Schmidt vermittelte uns einen Kunden, der große Mengen von leeren Schreiberrollen eingelagert hatte. Wir besaßen die Transmitter, die er benötigte – und so kam der Warentausch zustande. Wir fanden im Einzelhandel mühevoll die notwendigen Metallbeschläge für das Buch und einen Buchbinder, der die mit Blattgold bedruckten Einbände aus braunem amerikanischen Ziegenleder und strapazierfähigem roten Rindsleder herstellte.
Die Logistik für den wochenlangen Druck im Geräteprüffeld, Beschaffungsfragen, der Seitenschnitt und letztendlich die Zusammenstellung von etwa 4000 Einzelseiten zu den etwa 35 Exemplaren der Erstausgabe des Liederbuches von 1985 versetzt auch heute noch in Erstaunen.
Die „Erstinbetriebnahme“ des Buches erfolgte im Rahmen einer Gruppenveranstaltung der Dresdener Einfahrer in der Triebischtalbaude.

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